Hören

Lerne Stücke, indem du sie heraushörst.

Spielen

Spiele die Stücke aus dem Gehör nach, und mache dich dabei mit dem Klavier vertraut.

Verstehen

Lerne die Machart der Stücke kennen, und werde zum Musikversteher.

Notieren

Lerne Noten, indem du die Stücke selber aufschreibst.

Improvisieren

Lerne zu improvisieren, indem du mit dem Material der Stücke experimentierst.

Du möchtest Musik, die du irgendwo gehört hast, direkt aus dem Gehör nachspielen können?

Du möchtest notenfrei Musik machen und trotzdem auch Noten lernen?

Du möchtest am Klavier frei improvisieren, vielleicht sogar eigene Stücke komponieren können?

Die Idee

Musik handelt vom Hören. Man könnte auch sagen: von der auditiven Intelligenz. Denn musikalisches Hören ist zu einem wichtigen Teil hörendes Verstehen. Musizieren wiederum – das aktive Zum-Klingen-Bringen von Musik – handelt vom Hören und Fühlen, dem taktilen Fühlen des Instruments über die Haut, dem kinästhetischen Fühlen des eigenen Körpers mit seinen Spielbewegungen und natürlich dem emotionalen Fühlen, das als musikalischer Ausdruck in Erscheinung tritt. Der Sehsinn spielt in beiden Bereichen eine eher untergeordnete Rolle. Zum Musikhören braucht man ihn gar nicht, beim Musizieren ist er lediglich als Unterstützung wichtig, um in Zusammenarbeit mit dem kinästhetischen Fühlen instrumentale Spielbewegungen der Finger und Arme zu koordinieren. So ist es vor allem die Qualität des Hörens und Fühlens, die zu einem erfüllten, künstlerisch ansprechenden, lebendigen Musizieren führt.

Obwohl dem so ist, wird seltsamerweise gerade das Hören im traditionellen Klavierunterricht häufig vernachlässigt. Eine intensive Hörbildung – die eng gekoppelt an die Spielpraxis etwas völlig anderes darstellt, als eine im fachlichen Sinne separierte Gehörbildung – findet nur selten statt. Stattdessen besteht Klavierlernen zu oft aus einem bemühten Abbuchstabieren musikalischer Zeichen aus einer gedruckten Partitur, das vielfach weder von einer Klangvorstellung getragen ist, noch in ein musikalisches Verstehen mündet.

Das Hörlabor Klavier ist ein Versuch, diesen Missstand mit einer ungewohnten Herangehensweise zu beheben: Ausgangspunkt für instrumentale Spielprozesse sind keine visuell zu entschlüsselnden Partituren, sondern auditiv zu erschließende Klangaufnahmen der Stücke. So wird das Hören ins Zentrum gerückt. Es ist Basis, Kontrollinstanz, Inspirationsquelle und Ziel für alle hier angeregten musikalischen Aktivitäten. Die Lernende muss sich ein Stück zuerst heraushören, um es spielen zu können. Noten kommen zwar auch vor, nur stehen sie nicht am Anfang, sondern am Ende des Erarbeitungsprozesses. Zudem sind sie nicht fertig vorgegeben, sondern müssen von der Lernenden selbsttätig angefertigt werden.

Der im Hörlabor Klavier vorgeschlagene Lernweg eines Stückes besteht somit aus sieben Modulen (Hören, Erinnern, Spielen, Verstehen, Notieren, Improvisieren, Komponieren), die sowohl in sukzessiver Folge nacheinander durchschritten, als auch mittels intuitivem Hin-und Her-Springen gleichzeitig erschlossen werden können.

Hören

In unserer App – dem Herzstück des Hörlabor Klavier – finden sich Aufnahmen von allen Klavierstücken, die wir entweder selber komponiert oder eigenhändig bearbeitet haben. Neben der jeweiligen Originalversion gibt es zu jedem Stücke unterschiedlich vereinfachte Fassungen, bishin zu einer sehr einfachen Fassung (Level 1), die von jeder Anfängerin nach wenig Übezeit gespielt werden kann. Diese musikalische und spieltechnische Vereinfachung erfolgt aus drei Gründen:

Erstens kann somit ein Stück unabhängig vom Schwierigkeitsgrad des Originals von jedem Schüler – also auch von einem absoluten Anfänger – gespielt werden.

Zweitens besteht die Möglichkeit, ein und dasselbe Stück nach einiger Zeit in einer schwierigeren Fassung „neu“ zu erlernen, wobei dann auf bereits gemachte Hörerfahrungen zurückgegriffen werden kann. Das Hören entwickelt sich also zirkular im Sinne eines Spiralcurriculums, bei dem derselbe Inhalt in neuer Gestalt und zunehmender Komplexität wieder auftaucht.

Drittens sind die leichten Stückefassungen nicht nur zum einfacheren Spielen, sondern auch als Einstieg in die Praxis des Heraushörens gedacht – ein Gebiet, auf dem selbst fortgeschrittene Schüler und  wahrscheinlich auch die meisten „klassisch“ ausgebildeten Lehrerinnen Anfänger sind.

 

Die App gibt einem zudem drei wichtige technische Hilfsmittel an die Hand:

Erstens kann man während des Abspielens eines Stückes an beliebigen Punkten selbt definierte Wiederholungsschleifen (sogenannte Loops) erzeugen, die eine gewünschte Stelle so oft in nahtloser Wiederholung wiedergeben, bis man die Loop-Funktion eigenhändig wieder deaktiviert. So kann man sich einzelne Passagen so oft wiedergeben lassen, bis man die entsprechenden Töne auf dem Klavier tatsächlich gefunden hat.

Zweitens kann das Tempo der Wiedergabe – also die Geschwindigkeit der erklingenden Musik – mittels eines Temporeglers herauf- und heruntergeregelt werden. Ein langsameres Wiedergabetempo wirkt wie eine Lupe: Als Heraushörende gewinnt man Zeit zwischen den einzelnen Tönen und Akkorden, um sie innerlich zu finden und vielleicht äußerlich nachzusingen. Ein schnelleres Wiedergabetempo wirkt wie ein Brennglas: Es lässt ursprünglich langsame Stücke in einem anderen Gewand erscheinen oder im Original sowieso schon schnelle Stücke wie ein Virtuosenfeuerwerk klingen.

Drittens sind die Aufnahmen so gestaltet, dass mit einem Mix-Fader in der App das Lautstärkeverhältnis der beiden Hände zueinander verändert beziehungsweise eine Hand sogar völlig ausgeblendet werden kann. Dies ermöglicht es der Heraushörenden, sich bei Bedarf ganz auf das Spiel nur einer Hand zu konzentrieren. Ebenfalls kann man diese Funktion nutzen, wenn man eine Hand einzeln üben möchte, dazu aber das Spiel der anderen Hand von der Aufnahme hören möchte. Zuguterletzt ermöglicht es der Lautstärkefader in Kombination mit der Loop-Funktion, einen sich wiederholenden Backingtrack als Begleitung beispielsweise für eigene Improvisationsversuche zu basteln.

Für die gesamte Arbeit mit dem Hörlabor Klavier ist es hilfreich, eine mobile Bluetooth-Box auf dem Klavier zu platzieren, die mit dem eigenen Smartphone oder Tablet verbunden ist. Wahlweise kann man natürlich auch mit einem Kopfhörer arbeiten, wobei dann beide Ohren ein wenig von der Kopfhörerbedeckung freigehalten werden sollten, damit man die selber hervorgebrachten Klänge des eigenen Klaviers noch gut hören kann.

Erinnern

Um das Heraushören von Musik zu erlernen, ist es wichtig, hauptsächlich in längeren Höreinheiten von einem oder mehreren Takten vorzugehen, anstatt zu versuchen, mittels kurzatmiger, ein- bis zweisekündiger Loops Ton für Ton aneinanderzureihen. Das hörende Erarbeiten eines Stückes soll sich bewusst vom jenem Lernen nach Noten unterscheiden, das aus einem musikalische Sinnzusammenhänge missachtenden Abbuchstabieren besteht und entsprechend sinnleere Klangresultate sowie letztlich unverständige Musiker hervorbringt. Worauf es ankommt, ist die Entwicklung eines klanglichen Abbilds des Stückes im Kopf der Spielerin.

Hilfreich dafür ist es, auf jedes Hören immer einen Moment des stillen Innehaltens und Nachlauschens folgen zu lassen, damit die Erinnerung an das äußerlich Gehörte aktiv wird und das innere Klangbild an Schärfe gewinnt. Anschließend versichert man sich der Klangerinnerung am besten dadurch, dass man die klingenden Elemente des Stückes (eine Melodie oder die einzelnen Töne eines Akkordes) nachsingt, nachsummt, nachpfeift oder anderweitig lautierend äußert. Dazu kann man mit einer Hand Tonhöhenverläufe in die Luft zeichnen oder beispielsweise dynamische Entwicklungen mit Einsatz des ganzen Körpers dirigierend nachgestalten. Auch die relative Solmisation mit oder ohne Handgesten bietet sich hier an.

Spielen

Geht man entsprechend vor, liegt jedem Ton, der am Klavier gespielt wird, eine Klangvorstellung zugrunde. In einem Hin- und Herpendeln zwischen Hören, Erinnern und ausprobierendem Spielen entsteht das Stück unter den eigenen Händen neu. Entspricht dabei ein hervorgebrachter Klang nicht der eigenen Klangvorstellung, korrigiert man sich selber, anstatt von jemand anderem auf „falsche Töne“ hingewiesen zu werden, die man als solche vielleicht noch gar nicht wahrgenommen hat. Auch erscheint Spieltechnik so nicht als Selbstzweck, sondern als notwendiges Werkzeug für eine möglichst exakte Umsetzung eigener Klangvorstellungen und Ausdrucksintentionen. Bringt die Art und Weise, wie man einen Ton am Klavier anschlägt, nicht den innerlich vorgestellten Zielklang hervor, begibt man sich umgehend und zumeist völlig intuitiv auf die Suche nach einer passenderen Form der Tonerzeugung. Dabei ist die Unterstützung durch eine Lehrerin zwar wichtig, jedoch muss sie nicht die für alle nachhaltigen Lernprozesse grundlegende Eigenmotivation des Lernenden ersetzen, sondern kann fruchtbar an diese anknüpfen.

Während des gesamten Lernprozesses sollte das Stück ausschließlich auswendig gespielt werden, damit sich das innere Klangbild verfestigt und man sich darin übt, sein Spiel aus dem Hören heraus zu gestalten. Langfristiges Ziel ist, eine reichhaltige „Bibliothek“ an Klängen, Tonverbindungen und Stücken im Kopf parat zu haben, die einem sowohl für spontanes Spielen am Instrument, als auch für eigene Improvisations- und Kompositionsversuche direkt zur Verfügung steht.

Am Anfang wird das Spielen darauf hinauslaufen, dass man die Aufnahme möglichst genau imitiert, denn die eigene Klangvorstellung beruht natürlicherweise noch stark auf dem Höreindruck eben jener Aufnahme. Dies ist im Sinne des Aufbaus eines auditiv gespeicherten, musikalisch-pianistischen Vokabulars auch zu begrüßen. Bewusste Imitation ist ein hervorragender Weg, um sich eine musikalisch reichhaltige, klanglich differenzierte und artikulatorisch vielfältige Spielweise anzueignen. Mit zunehmender Spielpraxis des Stückes und damit einhergehender Unabhängigkeit von der Aufnahme werden sich immer mehr Elemente einer eigenen Interpretation in die Wiedergabe des Stückes „einschleichen“. Diese wahrzunehmen und zu befördern – mögen sie zunächst auch noch so unscheinbar sein –, sollte ein zentraler Fokus des Lernprozesses sein.

Verstehen

Das hier im Hörlabor Klavier propagierte Hören meint immer ein verstehendes Hören beziehungsweise ein im Hören gründendes Musikverstehen. Es geht darum, das Gespielte sowohl in seiner kompositorischen Konstruiertheit als auch in seiner semantischen Bedeutung zu erfassen, um daraus die Verklanglichung am Instrument erwachsen zu lassen. Ein bloßes unverständiges Abspielen, das in seiner naiven Klanglichkeit zunächst durchaus beeindrucken kann, genügt nicht – ganz gleich, ob die Quelle aus gedruckten Noten oder aus Audio-Aufnahmen besteht.

Beim Hören, Memorieren, Spielen und natürlich auch Notieren stellen sich immer wieder zwei Fragen:

  • Aus welchen Bausteinen ist die Musik gemacht und wie funktionieren diese zusammen?
  • Was „sagt“ mir diese Musik? Was bedeutet sie?

Die erste Frage zielt ab auf ein rationales Durchdringen kompositorischer Merkmale des Stückes, wie beispielsweise dem Tongeschlecht, den benutzten Skalen, der spezifischen Art einer Melodiefortschreitung, dem Aufbau der verwendeten Harmonien, den Elementen rhythmischer Gestaltung usw. Es geht darum, so viele Klangeindrücke wie möglich zu benennen, sobald man sie selber wahrgenommen hat. Dieses Verbalisieren von Klangeindrücken sollte zunächst auf die „richtigen“ Fachbegriffe verzichten, damit die subjektive Qualität der Hörwahrnehmung in den Fokus rückt und sie nicht durch abstrakte, vermeintlich objektive Begriffe verdeckt wird. Nur so kann allmählich ein Vertrauen in die eigene musikalische Hörfähigkeit aufgebaut werden. Nach und nach können dann auch die in den Annotationen erwähnten Fachbezeichungen der Klangphänomene einbezogen werden.

Die zweite Frage zielt darauf ab, die individuelle Beziehung zwischen der Spielerin und dem Stück zum Vorschein kommen zu lassen. Diese Beziehung ist zum Teil sprachlich fassbar, hauptsächlich äußert sie sich jedoch nonverbal und intuitiv im Akt des Musizierens selbst. Als „Beziehungs-Schaltzentrale“ fungiert dabei in erster Linie das emotionale Erleben. Eine Frage wie „Was bedeutet (mir) dieses Klavierstück?“ kann zwar verbal gestellt werden, eine Antwort lässt sich aber statt in Worten am unmittelbarsten durch das Musizieren selbst geben. Ob eine Beziehung zwischen Spielerin und Musik besteht, hört man also vor allem am Klangresultat. Trotzdem kann auch ein gemeinsames Sprechen über Bedeutungsgehalte einer Musik und der daraus resultierenden vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten das Verstehen von Musik ungemein fördern.

Letztlich geht es bei dem Modul „Verstehen“ um die Neugier auf das Innenleben von Musik – einer Neugier wie man sie bei Kindern beobachten kann, die ihr Spielzeug  bis ins kleinste Teil auseinandernehmen, nur um zu sehen, was es alles enthält und nebenbei einen Einblick zu gewinnen, wie die einzelnen Teile mit ihren unterschiedlichen Funktionen zusammenwirken.

Notieren

Ein wichtiger Schritt in der Erarbeitung eines Stückes ist, es zu notieren. Zu diesem Zweck haben wir von jedem Stück eine Partitur in Gestalt eines Lückentextes erstellt. Diese Lückenpartituren enthalten das Taktraster des Stückes mit seiner genauen Anzahl an Takten, in das bereits bestimmte Schlüsseltöne und einzelne Phrasen hineinnotiert sind. Ansonsten sind die Lückenpartituren leer. Ihre Intention ist es, das eigene handschriftliche Notieren zu erleichtern und Hinweise zur richtigen Notation zu geben.

Das selbstständige Notieren der Stücke erfüllt mehrere Funktionen:

Erstens ist es eine Erinnerungshilfe für etwas von mir bereits intensiv Durchgehörtes, auf die ich zurückgreifen kann, wenn mir eine Passage entfallen ist oder ich das Stück nach einigen Monaten des Nichtspielens wieder Spielen möchte.

Zweitens verändert das selbstständige Notieren von Musik meine Sichtweise auf gedruckte Noten dahingehend, dass ich diese als das wahrnehme, was sie sind, nämlich äußerliche Endprodukte einer langen Kette innerer Hörprozesse. Eine Partitur erscheint dann lediglich als Oberfläche einer darunterliegenden komplexen Hörwelt, oder anders ausgedrückt als sichtbare Spitze eines zu großen Teilen verborgenen (Klang-)Eisberges.

Drittens hat das Aufschreiben von Musik in Noten die Funktion, die Genauigkeit im Heraushören zu erhöhen und das Verstehen der Stücke zu intensivieren. Viele Fragen zu einer Musik ergeben sich erst, wenn man versucht, sie zu notieren: Liegt einer einstimmig erklingenden Melodielinie vielleicht eine Mehrstimmigkeit zugrunde und sollte diese auch entsprechend mehrstimmig notiert werden? Entspricht ein Ton in der Notierung dem klingenden Wert, oder wird der klingende Wert durch den Gebrauch des Pedals verursacht? Wie genau wird auf der Aufnahme das Pedal eingesetzt? usw.

Nicht zuletzt ist das eigentätige Schreiben von Partituren die wahrscheinlich sicherste Methode, um Noten zu lernen.

Sind die Hör- und Schreibfähigkeiten bereits entwickelt, kann man die von uns vorbereiteten Lückenpartituren natürlich weglassen und durch Blanko-Notenpapier ersetzen, das ein freieres Schreiben (und musikbezogenes Nachdenken) ermöglicht.

Improvisieren

Ein wichtiger Grundsatz des Hörlabor Klavier ist es, fertig komponierte Musikwerke als variier- und veränderbar zu verstehen, als etwas, mit dessen musikalischen Komponenten (Motiven, Melodien, Begleitmustern, Akkorden, Akkordfortschreitungen, Rhythmen etc.) man frei spielen kann und auch frei spielen soll. Dieses fluide Werkverständnis stellt einen fundamentalen Unterschied zur traditionellen Unterrichtspraxis dar, bei der eine Komposition als geniale Eingebung eines hochbegabten Menschen angesehen wird, die in ihrer Genialität unantastbar ist und vom interpretierenden Musiker daher „originalgetreu“, das heißt mit möglichst wenig subjektiven Verunreinigungen oder gar eigenmächtigen Veränderungen, wiedergegeben werden muss.

Ausgehend von dieser ungewöhnlichen Vorstellung der Fluidität eines jeden Musikwerkes möchten wir mit dem Hörlabor Klavier klavierspielende Menschen ermutigen, von Anfang ihres Lernweges an mit allen Klangphänomenen und allem musikalischen Material, das ihnen in komponierten Stücken begegnet, improvisierend umzugehen. Jedes fertig komponierte Musikstück sollte vom Interpreten als eine Art musikalischer „Steinbruch“ betrachtet werden, dem man unzählige, mal mehr mal weniger funkelnde aber immer interessante Teile entnehmen kann. Diese Teile können einzeln für sich in die Hand genommen, dort eingehend betrachtet, gedreht und gewendet werden, man kann sie verändern und in beliebigen Kombinationen neu zusammsetzten.

Alles Spielen im Hörlabor Klavier soll so in einem kreativen Hin-und-Her vom Interpretieren einer Komposition zum eigenen Improvisieren und vom Improvisieren wieder zum Interpretieren führen. Dazu finden sich in der App zu jedem Stück Text-Annotationen, die neben allgemeinen musikalischen Informationen auch vielfältige Anregungen zum improvisatorischen Umgang mit einer Passage beinhalten. Wenn verschiedene Spieler bei ihrer Interpretation ein und desselben Stückes aus dem Hörlabor Klavier zu hörbar unterschiedlichen Ergebnissen gelangen – eben auch im Sinne hinzuimprovisierter Töne, umgestellter Formteile, veränderter oder weggelassener Stimmen, vielleicht völlig neuer Begleitharmonien –, wäre unser Ziel von einem neuartigen Klavierlernen erreicht.

Komponieren

Aus diesem improvisatorischen Umgang mit Stücken und ihrem musikalischen Material kann etwas erwachsen, das sich viele musizierende Menschen insgeheim wünschen aber nur selten zutrauen: das Komponieren eigener Musik und Spielen selbstkomponierter Stücke. Die im Hörlabor Klavier vorgeschlagene Lernweise ist darauf angelegt, genau hierfür die besten Voraussetzungen zu schaffen.

Man kann mit dem Komponieren völlig intuitiv beginnen, indem man zum Beispiel eigene Improvisationsversuche mit dem Smartphone aufnimmt, sie sich wiederholt anhört, dabei die gelungenen Passagen herausfiltert und diese spielend am Klavier reproduziert. So sammelt man allmählich einen Fundus an selbst erfundenen Musikbausteinen, die sich wunderbar zu einer oder mehreren Kompositionen zusammensetzten lassen. Diese eigenen Stücke braucht man nur noch zu notieren oder erneut aufzunehmen … und schon kann man sich eine Komponistin nennen!